Breite und schmale Reifen - das sind die Unterschiede

Tires on black background

Breite Reifen oder doch lieber die schmale Variante? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Optisch gewinnen Breitreifen das Duell immer, preislich ziehen sie immer den Kürzeren. Wir klären, ob es darüber hinaus tatsächlich Unterschiede zwischen den Varianten gibt.

Wie breit ist eigentlich breit?

Den Golf I gab es 1974 mit einem 145x13-Reifen zu kaufen – heute allenfalls als Ersatzrad zu gebrauchen. Über die Jahre ist der Trend zum breiten Reifen – einst ein reines Tuning-Phänomen – auch bei den Herstellern angekommen. Mittlerweile ist eine Breite von mindestens 195 Millimetern bei Neuwagen in der Kompaktklasse die gängige Variante.

Warum werden die Reifen breiter?

Das hat auch technische Gründe. Heutige Fahrzeuge sind im Mittel schwerer und auch schneller unterwegs als die Autos aus den 1970ern. Um trotzdem stabil und mit angemessener Geschwindigkeit durch Kurven zu kommen, musste der Reifen einfach an Breite zulegen. Abgesehen davon sind auch die heutigen Bremsscheiben größer – mitgewachsen mit den steigenden Reifendurchmessern. Betrachten wir die Fahreigenschaften von schmalen und breiten Reifen im Einzelnen.

Breite: Höhe: Zoll:
Geschwindigkeit:

Haftung

Allgemein gilt: Je breiter der Reifen, desto mehr Grip hat er auch. Das gilt vor allem für Fahrten auf trockener Straße, denn je mehr Gummi auf der Fahrbahn aufliegt, desto besser ist logischerweise die Haftung. Die geringe Flankenhöhe der breiten Pneus sorgt außerdem für mehr Stabilität, auch und besonders in Kurven. Bei Fahrten auf geschlossener Schneedecke punkten die breiten Varianten mit guter Seitenführung. Im Matsch und im Tiefschnee kommen die breiten Reifen jedoch schneller ins Rutschen. Auf nasser Fahrbahn dominieren die breiten Varianten, was die Haftung angeht – jedoch nicht unbegrenzt, was uns zum nächsten Punkt bringt.

Aquaplaning

Durch die breite Lauffläche muss der Reifen auf nasser Fahrbahn wesentlich mehr Wasser verdrängen. Das führt dazu, das breite Reifen auch wesentlich eher aufschwimmen. Die Aquaplaning-Gefahr ist bei breiten Reifen also deutlich erhöht. Hier hilft nur: Obacht und Fuß vom Gas.

Bremsverhalten

Breite Reifen haben nachgewiesenermaßen einen kürzeren Bremsweg als ihre schmalen Kollegen. Das gilt auch im Winter, aber nicht bei Schneematsch und im Tiefschnee. Und es gilt auf nasser Fahrbahn bis zu dem Zeitpunkt, an dem Aquaplaning auftritt – was wie beschrieben wesentlich früher passiert als bei Fahrten mit schmalen Reifen.

Komfort und Lautstärke

Breite Reifen haben naturgemäß eine breite Lauffläche und damit einen erhöhten Rollwiederstand. Dadurch sind sie auch lauter in den Abrollgeräuschen als die schmalen Reifen. Effizienz – Kraftstoff, Verschleiß und Preis. Das kann man sich nun schon denken: Erhöhter Rollwiderstand (und auch erhöhter Luftwiderstand bedingt durch die Reifenbreite) führen bekanntermaßen zu mehr Kraftstoffverbrauch und auch zu höheren Verschleißerscheinungen. Zudem sind breitere Reifen immer teurer als schmale Reifen.

Die Optik

Breite Reifen sind besonders bei getunten Wagen ein Extra-Hingucker. Aber auch am Otto-Normal-Fahrzeug montiert sieht ein Breitreifen einfach stark aus – insbesondere wenn Alufelgen im Spiel sind.

Die Zukunft

Der Trend wird sich wohl eher nicht hin zu schmaleren Reifen bewegen, denn vermutlich werden weder die Autos wieder langsamer noch werden die Besitzer weniger auf das Äußere ihres Wagens achten. Einen Sonderweg schlagen wahrscheinlich die Reifen für Elektro-Autos ein. Diese sind primär so konzipiert, möglichst hohe Reichweiten zu ermöglichen. Deshalb geht hier der Trend zu schmalen Laufflächen, geringem Gewicht und großen Radgrößen, um möglichst wenig Rollwiderstand zu erzielen. Auch bei Kleinwagen bleibt der Reifen vermutlich eher schmal, um den ohnehin begrenzten Innenraum des Wagens nicht zusätzlich durch große Radkästen zu verengen. Da den Reifen-Herstellern die momentanen Nachteile von breiten Reifen (Rollwiderstand, Aquaplaning) bewusst sind, kann man getrost davon ausgehen, dass daran gearbeitet wird und sich die breiten Reifen in einigen Punkten noch verbessern werden.

Welcher Reifen ist nun der Bessere?

Breite Reifen gewinnen mehrheitlich, wenn es um die reinen Fahreigenschaften geht. Das Plus an Sicherheit, vor allem auf trockener Fahrbahn, bezahlen wir mit Einbußen beim Komfort und der Wirtschaftlichkeit sowie einem erhöhten Aquaplaning-Risiko. Am Ende bleibt die Entscheidung eine Ermessenssache. Wer zum Beispiel naturgemäß viel in regnerischen Gebieten oder Gegenden mit hoher Schneewahrscheinlichkeit unterwegs ist, sollte sich eher für die schmaleren Reifen entscheiden.

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