Messen des Reifenluftdrucks bald nicht mehr notwendig?

Das Messen des Reifenluftdrucks ist zumeist eine lästige Angelegenheit. Schmutz und Bremsstaub verirren sich trotz aller Vorsicht auf Schuhen, Hosenbeinen und Jackenaufschlägen. Hinzu kommt der leidliche Kampf gegen störrische Radkappen. Und wer an der Tankstelle prüft, steht in Anbetracht von maximal zwei bis drei Luftdrucksäulen in aller Regel im Stau. Ist man dann endlich an der Reihe, geht im Wissen um die Wartenden im Rücken der Stress erst richtig los.  

 

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Reifenluftdruck überprüft? Laut einer Studie des japanischen Reifenherstellers Bridgestone fahren 63 Prozent aller Fahrzeuge auf europäischen Straßen mit einem zu geringen Reifenluftdruck. Getreu dem Motto „Wo soll die Luft denn auch hin?“ vertrauen viele Autofahrer ganz auf die Undurchlässigkeit Ihrer Pneus. Gerade im Winter jedoch schwanken die Außentemperaturen recht stark – und mit ihnen der Reifendruck. Dieses weitverbreitete Problem könnte bald keine Relevanz mehr haben. Denn seit dem 1. November 2012 müssen alle neuen Fahrzeugmodelle innerhalb der EU mit einem Reifendruck-kontrollsystem ausgestattet sein. Dieses reguliert den Druck automatisch und warnt den Fahrer optisch und akustisch bei sinkender Befüllung. Laut EU-Vize Günter Verheugen ist die Neuregelung ein “Meilenstein“. Messmüde Autofahrer, die in Tankstellenschlangen stehen, hat der Vizepräsident der EU-Kommission hier jedoch nicht im Sinn.

Reifendruckkontrollsystem: Ein „Meilenstein für die Umweltverträglichkeit und Verkehrssicherheit”

Geplatzte Reifen sind häufige Ursache für die zahlreichen Verkehrsunfälle und Pannen. Über 150.000 Einsätze verzeichnete der ADAC im vergangenen Jahr aufgrund von Reifenschäden. Ein zu geringer Reifenluftdruck erhöht die Walkarbeit der Pneus, dadurch erhitzen sie sich. Dies kann zum Platzen führen. Zudem verschlechtern sich die Fahreigenschaften eklatant, wie ADAC-Tests ergaben. Vor allem in Kurven und bei Lenkmanövern fehlt den unterfüllten Reifen die notwendige Stabilität. Ein weiterer Punkt, mit dem die EU-Kommission ihre neue Verordnung begründet, sind die negativen Umwelteinflüsse, die schlappe Pneus mit sich bringen. Laut TÜV erhöht sich durch eine Minderung des Luftdrucks um 0,2 Bar der Spritverbrauch um bis zu 5 Prozent. Über 3 Milliarden Liter Kraftstoff (Wert: rund 5 Milliarden Euro) werden laut Bridgestone schätzungsweise jährlich in Europa durch einen falschen Reifenluftdruck verschwendet. Neben dem Mehraufwand an Kraftstoff erhöhen sich auch der Abrieb und die CO²-Emissionen. Schätzungen des Continental-Konzerns zufolge, lässt sich durch den Einsatz der Reifendruckkontrollsysteme der jährliche Ausstoß von CO² europaweit um mehr als zehn Millionen Tonnen senken.

Neuwagen ist nicht gleich Neuwagen

Bis sich die Tire Pressure Monitoring Systems (TPMS) flächendeckend durchsetzen werden, kann noch einige Zeit vergehen. So ist laut Gesetz Neuwagen nicht gleich Neuwagen. Alle Fahrzeugmodelle, deren Homologation vor November 2012 erfolgte, sind von der Neuregelung nicht betroffen – auch wenn sie zukünftig als Neuware über den Ladentisch gehen. Für sämtliche Autos ab Werk gilt die Verordnung erst ab 2014. Wer sein Fahrzeug jetzt schon mit einem Reifendruckkontrollsystem ausrüsten möchte, kann sich die notwendigen Messsensoren an seinen Reifen und das Steuergerät im Cockpit montieren lassen. Kostenpunkt: rund 150 Euro.

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