Neuer Reifen von Bridgestone: 2050 kommen die Pneus aus Löwenzahn

Ein neuer Reifen von Bridgestone soll 2050 auf den Markt kommen. Statt Rohöl, Stahl und Plantagenkautschuk enthält der visionäre Pneu nur nachwachsende Rohstoffe. Zukünftig sollen dann alle Autoreifen des japanischen Herstellers zu 100 Prozent aus Biomasse bestehen.

Die neue Generation von Öko-Reifen, die Bridgestone jetzt der Öffentlichkeit präsentierte, könnte einen weitreichenden Wandel innerhalb der Reifenindustrie bewirken. So geht es bei dem japanischen Konzeptpneu nicht nur um die Schonung der Ressourcen im Bereich Stahl und Erdöl. Auch der Kautschuk (oder auch Latex), die dritte Zutat eines jeden Autoreifens, ist ein problematisches Gut. So hinterlässt der monokulturelle Anbau nicht nur verseuchte Böden, er bildet auch eine Konkurrenz zu Acker- und Waldflächen. Schon seit längerer Zeit kann die Latexproduktion nicht mit der hohen Nachfrage im Reifensegment Schritt halten. Im Ergebnis wird zunehmend synthetischer Kautschuk verwendet. Dies allerdings ist keine nachhaltige Alternative, wird doch für die Produktion des Kunstkautschuks Rohöl benötigt. Schon jetzt besteht ein durchschnittlicher Pkw-Reifen zu über 60 Prozent aus Erdöl.

Biomasse statt Erdöl

Als Alternative zum Erdöl und dem knapper werdenden Plantagenkautschuk sollen für die Reifen bei Bridgestone in Zukunft kaukasischer Löwenzahn oder Guayule, eine mexikanische Wüstenpflanze, dienen. Beide Gewächse enthalten zum einen mehr Kautschuk als der südamerikanische Kautschukbaum, zum anderen lassen sie sich wesentlich einfacher anbauen. Gleichzeitig würde der großflächige Anbau sowohl von Löwenzahn in Russland als auch von Guayule in Mexiko keine Konkurrenz zu lebenswichtigen Ackerflächen darstellen, wie im Falle der thailändischen, indonesischen und malaysischen Plantagen.

Wieso bis 2050 warten?

Wieso jedoch müssen wir noch 40 Jahre auf den neuen Reifen von Bridgestone warten, wo doch Konzept und dazugehöriger Pneu schon jetzt vorhanden sind? Die Probleme sind hierbei vielschichtig. So fehlt nicht nur die komplette Infrastruktur der Rohstofferzeugung und -verarbeitung, zusätzlich müssen Materialien und Technologien angepasst und verbessert werden. Der kaukasische Löwenzahn beispielsweise ist in seiner aktuellen Form für die großflächige Kautschukproduktion nicht geeignet. Er muss trotz des Anbaus auf kargen Böden sowohl ertragreich als auch resistent gegen Krankheiten sein. Züchterische Einkreuzungen können hier helfen, die Vorteile verschiedener Löwenzahnsorten zu verbinden. Zudem besitzt Bridgestone noch keinerlei Erfahrung mit dem Plantagenanbau der neuen Kautschuklieferanten. Nur im Zuge langwieriger Optimierungsprozesse wird es möglich sein, mit den neuen Pneus einerseits den großen Bedarf zu decken, andererseits den Anschaffungspreis in einem konkurrenzfähigen Rahmen zu halten.

Bio-Reifen für Bridgestone ungemein profitabel

Gelingt es dem japanischen Konzern, synthetischen Kautschuk, Ruß und Stahl komplett durch Löwenzahn und Guayule zu ersetzen, könnte der neue Reifen Bridgestone nicht nur dabei helfen, die Marktführerschaft gegenüber Konkurrenzhäusern wie Goodyear, Continental oder Michelin weiter zu festigen, der Konzeptpneu hätte wohl sogar das Potenzial, die gesamte Reifenbranche zu revolutionieren. Zudem würden auch Länder wie Mexiko oder Russland profitieren: Durch die neuen und bislang ungenutzten Bio-Ressourcen könnten die zwei Staaten zu bedeutenden Lieferanten im Segment der Gummiproduktion aufsteigen.

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