Vom Weihnachtsmarkt hinters Steuer: Risiken werden unterschätzt

Sollte ich nach einem Becher Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt noch Auto fahren? Dass diese Frage mit „nein“ beantwortet werden muss, versteht sich eigentlich von selbst. Erstaunlicherweise jedoch unterschätzen nach wie vor viele Autofahrer die Wirkung, welche ein Becher Glühwein hervorrufen kann. 18.983 Personen wurden im vergangenen Jahr bei Alkoholunfällen verletzt, 338 kamen ums Leben. Zur Weihnachtsmarkt-Zeit zieht die Polizei jetzt die Konsequenzen. Deutschland ist Weihnachtsmarkt-Weltmeister. Über 2.500 Weihnachtsmärkte öffnen zur Adventszeit bundesweit ihre Pforten, so viele wie in keinem anderen Land. Mehr als 270 Millionen Besucher werden auch in diesem Jahr wieder schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro an Schießbuden, Karussellen und Glühweinständen investieren. Insbesondere Letzteres ist beliebt: Laut einer aktuellen Erhebung von Deals.com sind für rund ein Drittel aller Befragten Glühwein, Punsch und Grog der Hauptgrund ihres Weihnachtsmarkt-Besuches.

Alkohol und Zucker bergen Gefahren

Knapp zwei Drittel aller Besucher greifen auf dem Weihnachtsmarkt zum Glühweinbecher, wie eine Umfrage des Online-Portals Deals.com jetzt ergab. Darunter nach wie vor auch zahlreiche Autofahrer. Die Wirkung des beliebten Heißgetränks jedoch wird häufig unterschätzt. Denn gerade stark gesüßte Getränke wie Glühwein oder Punsch sind doppelt gefährlich. Durch den Zucker gelangt der Alkohol schneller in die Blutbahn und wird gleichzeitig langsamer abgebaut. Zudem überdecken die Süße und die Gewürze den alkoholischen Geschmack. Auch die Polizei zieht daraus alljährlich ihre Konsequenzen: In Zusammenarbeit mit Ordnungs- und Jugendämtern führen zahlreiche regionale Polizeibehörden im Dezember verstärkt Alkoholkontrollen auf Weihnachtsmärkten und in den umliegenden Straßen durch.

Junge Erwachsene im Fokus

Alle 26 Stunden starb im vergangenen Jahr auf deutschen Straßen ein Mensch aufgrund von Alkoholmissbrauch am Steuer, wie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat in seinem Jahresbericht mitteilt. Das sind fast zwölf Prozent aller Verkehrstoten. Zwar stellt eine Blutalkoholkonzentration von weniger als 0,5 Promille noch keine Ordnungswidrigkeit dar, die Fahrtüchtigkeit ist jedoch an diesem Punkt schon stark beeinträchtigt. Laut Unfallauswertungen der DEKRA erhöht ein Blutwert von 0,5 Promille das Unfallrisiko eines Autofahrers um das Zweifache. Bei 0,8 Promille vervierfacht sich die Gefahr, 1,1 Promille erhöhen die Chance für einen Unfall gar auf das Zwölffache. Vor allem junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren sind gefährdet: Sie verursachen rund 25 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschäden oder Todesfolge. Dabei macht diese Altersgruppe lediglich 7,4 Prozent des hiesigen Fahrerlaubnis-Bestands aus. Hauptdelikte der gecrashten Fahranfänger: Überhöhte Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer. Aus diesem Grund stehen Jugendliche und junge Erwachsene alljährlich im Fokus der Ordnungshüter, die auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Kontrollen auf und neben Weihnachtsmärkten durchführen werden.

Wieviel Glühwein darf ich als Autofahrer trinken?

Wie hoch die Blutalkoholkonzentration nach einem Becher Glühwein ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. So hängt der genaue Wert von Faktoren wie dem Körpergewicht, der Körpergröße, dem Geschlecht, dem Trinkzeitraum und verschiedenen anderen Aspekten ab. Außerdem ist der Alkoholgehalt der Getränke an den Punschbuden nur sehr schwer einzuschätzen. 0,2 Liter Glühwein können allerdings leicht zu einem Wert von 0,3 Promille führen - und unter ungünstigen Bedingungen kann dies schon den Führerschein kosten. Denn wer sich auffällig verhält, Fahrfehler begeht oder gar einen Unfall verursacht, kann laut Straßenverkehrsordnung schon bei 0,3 Promille gesetzlich belangt werden.

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