Zahlt die Kfz-Versicherung bei Hochwasserschäden am Auto?

Die Jahrhundertflut 2013 ist vorüber, das große Aufräumen und Bilanz ziehen hat in Deutschland begonnen. Das Ausmaß vieler Schäden wird erst langsam sichtbar. Im Fokus der Medien: ruinierte Betriebe; entsetzte Immobilienbesitzer beim Rundgang durch ihr Eigentum; Mieter, die durch knöcheltiefes Wasser in ihren Wohnungen waten und von ihrem nassen Hausstand zu retten versuchen, was zu retten ist. Das gilt auch für unzählige Fahrzeuge, die in den Fluten der Überschwemmungsgebiete versanken. Haben betroffene Autofahrer einen Anspruch auf automobile Opferhilfe?

Das kommt ganz darauf an, welchen Versicherungsschutz der Halter für sein Auto abgeschlossen hat. Eine reine Kfz-Haftpflichtversicherung ist für  hochwassergeschädigte Fahrzeuge nicht zuständig, das heißt, Autofahrer bleiben beim Kfz-Minimalschutz auf den Kosten sitzen. Wer sich hingegen im "Kaskoschutz-Programm" befindet, kann aufatmen - Hilfe naht.

Bei grober Fahrlässigkeit droht Verlust des Versicherungsschutzes

Denn Flutschäden am und im Wagen übernimmt die Teilkaskoversicherung. Doch  Achtung: Geld gibt es nur, wenn dem Autobesitzer keine grobe Fahrlässigkeit unterstellt werden kann. Ist dies jedoch der Fall, kann die Kaskoversicherung die Kostenübernahme gänzlich verweigern beziehungsweise nur einen Teil begleichen. Dafür reicht es beispielsweise aus, wenn das Fahrzeug trotz einer offiziellen Warnung aus dem Hochwasserbereich nicht auf sicheres Gelände gebracht worden ist. Auch wer eine deutlich überflutete Straße oder Unterführung befährt und dadurch das Auto beschädigt, darf nicht auf die Hilfe der Kaskoversicherung bauen. Haben Sie sich nichts zuschulden kommen lassen, sollten Sie Ihre Kfz-Versicherung unverzüglich über den Wasserschaden  informieren. Erst mit Ihrer Anzeige kann der Versicherer aktiv werden und den Schadenfall bearbeiten. Eine kurze telefonische oder schriftliche Nachricht reicht im ersten Schritt aus. Die detaillierte Meldung - am besten mit aussagekräftigen Beweisbildern - kann nachgereicht werden. Nach Rücksprache mit der Versicherungsgesellschaft ist es sinnvoll, das Auto im Anschluss zu einer Fachwerkstatt zu bringen. Die Kfz-Experten können den Wagen untersuchen und das Ausmaß der Schäden einschätzen.

Instandsetzung oder Totalschaden?

Denn darauf kommt es an: Lohnt sich eine Reparatur, zahlt die Teilkaskoversicherung die notwendigen Instandsetzungskosten. Der Versicherte muss lediglich die Selbstbeteiligung – sofern optional eine vereinbart wurde - aus der eigenen Tasche leisten. In vielen Fällen werden zur Bestimmung der Schäden auch Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben. Sie bilden dann die Basis für weitere Entscheidungen. Doch oftmals sind vollgelaufene Fahrzeuge nicht mehr zu retten. Die Reparatur würde den Wert des Wagens übersteigen, er wird daher als Totalschaden eingestuft. Die Versicherung erstattet in diesem Fall den Wiederbeschaffungswert. Dafür wird ermittelt, wie viel dasselbe Automodell mit vergleichbarer Historie (Alter, Zustand, Ausstattung und Fahrleistung) auf dem Gebrauchtwagenmarkt durchschnittlich kostet.

Bei neuem Auto erstattet  die Teilkasko auch oft den Neupreis

Gerade bei Neuwagen erstattet eine leistungsstarke Kfz-Kaskoversicherung oft auch den Neuwert - abzüglich des ermittelten Restwerts, den der hochwassergeschundene Wagen beim Autoverwerter noch bringt. Auf wie viele Monate nach dem Autokauf sich die Neuwertentschädigung der Versicherung erstreckt, ist vertraglich individuell geregelt. Zeiträume von sechs Monaten bis zu zwei Jahren sind möglich. Besitzen Sie zusätzlich einen Kfz-Schutzbrief - entweder als Bestandteil des Versicherungsumfangs oder im Rahmen einer Automobilclub-Mitgliedschaft - müssen Sie auch nichts für die notwendigen Abschlepp- und Bergungskosten Ihres tropfnassen Wagens bezahlen. Aus eigener Kraft sollten Sie das Auto auf keinen Fall von A nach B fahren. Denn Wasser und Motortechnik mit all ihrer Elektrik vertragen sich gar nicht gut. Drehen Sie den Zündschlüssel um, kann dies zu schweren Schäden an der Fahrzeugelektrik führen. Das Gleiche gilt für den Motor. Ist Wasser ins Motorinnere eingedrungen, können Block und Zylinder beim Betrieb reißen. Da können auch die besten Sommerreifen nicht helfen. (Autor: Sascha Rhode)

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